Verbandsliga Runde 4: Bayer I - Satranç Club I 17-15

Heimspiel der 1. Mannschaft gegen Satranc – Eine knappe Kiste

Zum Heimspiel gegen Satranc hatten wir keine Aufstellungssorgen. Felix und Wolfgang setzen aus. Der Gegner hatte aber mehrere Ersatzspieler. Julian hatte einen sehr dicken Brocken mit DWZ 2350 vor sich. Und das bekam er auch relativ schnell und wie aus dem Nichts zu spüren. Julian hatte auf 11. c4 mit 11. Sd5-f6 (besser war Sd5-b6) geantwortet und war guter Dinge:

Stellung nach 11. … Sf6

Nach dem subtilen Bauernopfer 12. Se5! fiel er in den folgenden Zügen in Nachdenkstarre. Julian spielte mit 12. … Dc7 (besser wäre Dd6 gewesen) nicht den besten Zug. Nach 13. Da4+  Sd7  14. La5!  Dd6 15. 0-0-0 steht er vollkommen auf Abriss. Julian musste wegen dieser schönen Kombination relativ früh aufgeben.

In der Zwischenzeit hatte Sebastian seinem Gegner die Bauern am Königsflügel vereinzelt und ein Endspiel mit Turm und Springer + Mehrbauer erreicht. Da er auch noch die einzige offenen Linie besaß, hatte ich das schon fast als Punkt in meiner geistigen Abrechnung verbucht. Auch bei Klaus war schon viel Material abgeholzt worden. Es war Doppelturm + Springer auf beiden Seiten. Klaus hatte dann den klassischen Minoritätsangriff am Damenflügel. In der Abwicklung kam Klaus zu sehr unangenehmen Springergabeln, die ihm einen Bauern einbrachten. Da der Gegner auch noch bereitwillig alle Figuren tauschte, kam Klaus in ein leicht zu gewinnendes Bauernendspiel. Spielstand 1:1.

Stefan hatte mit Schwarz zwar ein starkes Zentrum, aber einen rückständigen c-Bauern. Mit drei Schwerfiguren und einem Springer auf beiden Seiten gab es ein langes Lavieren um dieses Zentrum, ohne das sich was an der Stellung signifikant veränderte. So wurde die Partie dann Remis. Julijan hatte mit Weiß sehr schnell die Kontrolle über das Zentrum gewonnen. Dadurch wurde der gegnerische König in der Mitte gehalten. Unter diesem Druck machte der Gegner ein interessantes Damenopfer für zwei Figuren + Bauer und Gegenangriff auf den weißen König. Schwarz hatte dabei die Hoffnung noch eine Qualität zu gewinnen und auf materiellen Ausgleich zu kommen. Aber Julijan erstickte dann diesen Gegenangriff und gewann dann ungefährdet. Spielstand 2,5:1,5.

Das sollte eigentlich beruhigen, aber:

Harry hatte von Anfang an mit Weiß eine sehr gute Druckstellung. Aber er hatte dafür viel Zeit verbraucht. Der Gegner zog immer relativ zügig, wehrte dabei aber immer die Drohungen von Harry hartnäckig ab. Ich machte mir schon Sorgen um die Zeitnot.  Pascal hatte mit Weiß viel hin- und her laviert. Der Gegner opferte dann eine Figur für zwei Bauern mit starkem Angriff auf den weißen König und vielen Drohungen, die Figur einfach so wieder zurück zu bekommen. Ich dachte, dass das nur mit viel Glück für uns noch Remis werden kann. Sebastian hatte den Turm abgetauscht und damit den Doppelbauern des Gegners wieder repariert. Er dachte, dass das Springerendspiel mit einem Mehrbauern leichter zu gewinnen ist. Ich war da nicht so optimistisch. Ich hatte meine gute Stellung aus der Eröffnung langsam aber sicher verschlechtert. Mein Gegner gewann den a-Bauern und hatte jetzt einen gefährlichen Freibauern. Das sah nicht gut aus. In dem Moment hatte ich ein Mannschaftsremis für das Beste zu erreichende gehalten.

Aber es kam anders. Pascal hatte gut gerechnet und sich mit Gegendrohungen befreit. Der Gegner übersah noch eine versteckte Drohung mit Grundlinien-Matt. So gewann Pascal sogar. Harry erreichte die Zeitkontrolle knapp mit immer noch leicht besserer Stellung. So machte er dann Remis. Spielstand 4:2; etwas unerwartet.

Uff dachte Sebastian. Der tat sich mit der Verwertung des Springerendspiels sichtlich schwer. Er war dann froh, dass er das nicht auf Gewinn forcieren musste und sicherte mit seinem Remis-Angebot den Mannschaftssieg. Denn der Gegner musste annehmen. Da spielte es Gott sei Dank keine Rolle mehr, dass ich dann kurze Zeit später Matt gesetzt wurde.

Das war knapp.

Michael Esser